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Groß Strellin


Die Gemeinde Groß Strellin, unmittelbar an der nördlichen Grenze zur Stadt Stolp gelegen, war ein Guts- und Bauerndorf. Auf beiden Seiten des Mühlenbaches standen die Gehöfte des Dorfes. Von Stolp aus war Groß Strellin sowohl über die Stolpmünder Chaussee als auch auf dem Strelliner Landweg zu erreichen.

Einige Angeben über die Gemeinde Groß Strellin aus der Zeit vor 1945 in Kurzform:

Zugehörige Ortsteile: keine

Gemeindefläche in ha 814
Wohnbevölkerung am 17.Mai 1939 331
Zahl der Haushaltungen 69
Zahl der Wohnhäuser 1925 42
Amtsbezirk Groß Strellin
Standesamtsbezirk Groß Strellin
Gendarmeriebezirk Klein Strellin
Amtsgerichtsbezirk Stolp
Gemeindevorsteher 1931 Rittergutsbesitzer Mach
Bürgermeister 1937 Landwirt Paul Körlin
Nächste Bahnstation Strellin
Entfernung - (ab Stolp 6,8 km)
Bahnlinie Stolp-Stolpmünde (Reichsbahn)
Poststelle II Groß Strellin
Letzte postalische Anschrift Groß Strellin über Stolp (Pom.)

Der Siedlungsform nach ist Groß Strellin das frühere olden Strelyn, ein kleines Gassendorf. Schon im 13. Jahrhundert wird es mehrfach genannt. Nach einem Schenkungsbrief aus dem Jahre 1277, dessen Echtheit allerdings bezweifelt wird, überließ Herzog Mestwin II. Strellin dem Ritter Miruslaus, genannt Roswaroviz. Im Jahre 1281 schenkte Mestwin dem Kloster Belbuk zur Ausstattung des Praemonstratenser-Nonnenklosters in Stolp die Marienkapelle auf der Burg mit dem Zehnten von Flinkow und Strellin. Auch in einer Urkunde des Erzbischofs von Gnesen wird das Dorf 1294 wieder genannt. 1364 war Johannes Gherwyn plebanus in Strelyn. Die zu dem Dorf gehörige Mühle verkaufte Heinrich Puttkamer 1366 dem Stolper Bürger

Herder Tramm und dem Johann Darsow in Starkow. Im 17. Jahrhundert gehörte Groß Strellin der Stadt Stolp. Zur Befriedigung der Erben des Peter von Collrepp mußte die Stadt das Dorf diesen zuerkennen und übergeben. Gerd von Below kaufte es um 1700. Die Protokolle der Stadt Stolp über die städtischen Eigentumsdörfer enthalten die Eintragung:

Bauern à 1 Lh.: 1. Martin Niegmann, 2. Jürgen Niegmann, 3. Martin Hilbrandt, 4. Martin Nuthack, 5. Jacob Nuthack, 6. Matthias Giese. Cossäth: Mews Schmidt.

Im Jahre 1784 gehörte Groß Strellin dem Leutnant Franz Jakob von Below. Es hatte damals ein Vorwerk, sechs Bauern, einen Kossäten, einen Schulmeister, auf der Feldmark des Dorfes eine Wassermühle, die sogenannte "Neue Mühle" (später als Neumühl zu Flinkow gehörig), die der Müller als Eigentümer besaß, eine neu angelegte Schäferei nebst sechs Kolonistenfamilien, unter denen sich vier Halbbauern befanden, insgesamt 21 Feuerstellen. 1804 war ein Herr Meske Besitzer. 1853 kaufte Gustav Mach Groß Strellin für 80000 Taler. Die letzten Besitzer waren Emil Mach bis 1912 und von 1912 bis 1945 Rudolf Mach. Im Jahre 1938 hatte das Rittergut eine Betriebsfläche von 666 ha. Davon waren 500 ha Ackerland, 50 ha Wiesen, 25 ha Weiden, 90 ha Wald und 1 ha Wasserfläche. Zum Gut gehörte ein Viehbestand von 50 Pferden, 180 Stück Rindvieh und 500 Schafen. Außer dem Gut gab es in Groß Strellin 12 bäuerliche Betriebe, die sich wie folgt zusammensetzten:

2 mit 0,5 bis unter 5 ha
2 mit 5 bis unter 10 ha
5 mit 10 bis unter 20 ha
3 mit 20 bis unter 100 ha

Als Bauernhofbesitzer werden im letzten Güteradreßbuch namentlich genannt: Otto Dentel mit 21 ha Betriebsfläche, Ernst Müller mit 23,5 ha und August Noffke mit

24,5 ha. Ihr Viehbestand belief sich auf zwei Pferde, zehn bis zwölf Stück Rindvieh und 20 bis 25 Schweine. Der durchschnittliche Grundsteuerreinertrag auf ein Hektar lag mit 7,25 RM über dem Kreisdurchschnitt (5,95 RM). Als Schankwirt wird in einem Verzeichnis aus dem Jahre 1931 Bluhm genannt.

Die Kirche in Groß Strellin war ein Neubau, der noch einige Spuren des alten Mauerwerks zeigt. Aus älterer Zeit stammen die Eckstrebepfeiler und zum Teil die Ostwand, welche früher Blendenteilung im Giebeldreieck basaß. Neu waren der Chor, ein herrschaftlicher Choranbau und wohl auch der Turm. Der Tauftisch aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts umschloß eine Taufschüssel aus Messing mit der Umschrift nach Nürnberger Art und ohne Mittelbild. Vor dem Turm war ein altes Weihwasserbecken aus Granit von einfachster Form aufgestellt. Der Turm hatte zwei Glocken. Die eine trug die Aufschrift: Sit nomen domini benedictum Amen 1599, die andere die Buchstaben D und B und die Jahreszahl 1585.

Aus der Matrikel von 1590 geht hervor, daß Groß Strellin bis dahin selbständiges Kirchspiel war und danach Filial von Arnshagen. Im Jahre 1364 wird Johannes Gerwin als Pfarrer genannt, 1493 sind Stortewin Brandt und Nicolaus Pape bezeugt. Groß Strellin gehörte bis zuletzt zum Kirchspiel Arnshagen und damit zum Kirchenkreis Stolp-Stadt. Im Jahre 1925 hatte es sieben Bewohner katholischer Konfession (1,9 v. H.). Alle anderen Bewohner waren evangelisch.

Die Volksschule in Groß Strellin war 1932 zweistufig. Sie hatte zwei Klassen und einen Lehrer, der 61 Schüler unterrichtete. Letzter Lehrer war Willy Beek.

Am 6. März 1945 nachmittags gegen 16 Uhr erhielt Groß Strellin den Räumungsbefehl. Am folgenden 7. März brach der Dorftreck mit etwa 200 Menschen auf. "Da die Straßen durch Flüchtlinge verstopft waren, kamen wir nur sehr schlecht vorwärts und überrollten uns russische Panzer vor Glowitz." Vielen Wagen wurden die Pferde ausgespannt, und sie blieben stehen. Der Rest der Dorfbewohner fuhr nach Schmolsin, wo die Männer festgenommen und nach Virchenzin mitgenommen wurden. Man entließ sie wieder, bis auf den Gutsbesitzer Mach, der ja "Kapitalist" war. Er wurde in Stolp im Magazin eingesperrt. Inzwischen waren die Dorfbewohner wieder in ihr Heimatdorf zurückgekehrt. Groß Strellin wurde am 8. März von den Russen besetzt. Nach seiner Erkrankung wurde Mach entlassen. In Groß Strellin erlebte er nun die Russen von einer ganz anderen Seite. Er berichtet: "Am 9. Mai wurde ich dann von Stolp durch einen Russenwagen nach Strellin befördert, wo meine Frau beim Lehrer wohnte. Nach meiner Ankunft schickte der russische Kommandant seinen Frisör und erschien selbst mit Schnaps und beorderte mich zur Tafel des Waffenstillstandsfestes und trank sogar auf mein Wohl. Ich hielt mich dort etwa eine Stunde auf, da (ich) noch sehr schwach war." Dieses gute Einvernehmen paßte offenbar den als Fremdarbeitern während des Krieges ins Land gekommenen Polen nicht. Mach wurde denunziert und im Weinkeller des Gutshauses eingesperrt. Er überlebte die Mißhandlungen und konnte im Juni 1946 die inzwischen zur Fremde gewordene Heimat verlassen. Die Dorfbewohner wurden von den Polen vertrieben, mehrere Familien wurden vorerst nicht herausgelassen, weil es an Arbeitskräften fehlte, um das Gut zu bewirtschaften. Die Heimatortskartei Pommern hat später 148 von ihnen in der Bundesrepublik Deutschland und 77 in der DDR ermittelt. Die Polen, die das Dorf als Kriegsbeute in Besitz genommen haben, nennen es Strzelino.

Kriegs- und Vertreibungsverluste: 17 Gefallene, 2 Ziviltote und 42 Vermißte ("ungeklärte Fälle").

Literatur
PII. UB Nr. 330=PUB II Nr. 1224
PII. UB Nr. 508=PUB III Nr. 1680
Bonin, Geschichte der Stadt Stolp, S. 21
E. v. Puttkamer, Geschichte des Geschlechts v. Puttkammer, S. 184
OD 2 Nr. 153, pag. 655-658

(Quelle: "Der Landkreis Stolp in Pommern" Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit von Karl-Heinz Pagel)

(Quelle: BBF / DIPF / Archiv, Sammlungen der Gutachterstelle des BIL. Lehrerkartei und Personalbögen.)