Gemeindefläche in ha | 666 |
Wohnbevölkerung am 17.Mai 1939 | 362 |
Zahl der Haushaltungen | 89 |
Zahl der Wohnhäuser 1925 | 70 |
Amtsbezirk | Arnshagen |
Standesamtsbezirk | Arnshagen |
Gendarmeriebezirk | Stolpmünde |
Amtsgerichtsbezirk | Stolp |
Gemeindevorsteher 1931 | Granzow |
Bürgermeister 1937 | Bauer Reinhold Albrecht |
Bahnstation | Arnshagen |
Entfernung | -(ab Stolp 10,3 km) |
Bahnlinie | Stolp-Stolpmünde (Reichsbahn) |
Poststelle II | Arnshagen über Stolp (Pom.) |
Postbeleg aus dem Jahr 1930 |
Postbeleg aus dem Jahr 1941 |
Arnshagen, früher Arndeshagen und Arenshagen genannt, hat schon zur Zeit der Gründung der Stadt Stolp im Jahre 1310 bestanden. Es gehörte zu den sogenannten Hagendörfern im Stolpe r Land, die von deutschen Einwanderern gegründet worden sind. Das Dorf Arnshagen und der Hafen Stolpmünde wurden von den Rittern Jesko, Herrn von Schlawe und Jesko von Rügenwalde 1337 an den Magistrat von Stolp verkauft. Die Protokolle der Stadt Stolp über die städtischen Eigentumsdörfer aus dem Jahre 1717 enthalten folgende Eintragung:
Bauern à 1 13⁄36 Lh.: 1. Peter Albrecht, Schultz, 2. Peter Hildebrandt, 3. Jacob Hildebrand, 4. David Albrecht, 5. Michel Kalff, 6. Peter Albrecht, 7. Peter Hildebrand jun., 8. Jacob Albrecht, 9. Peter Hildebrand sen. Cossäth: Daniel Gorbe.
Um 1784 hatte Arnshagen nach Brüggemann einen Prediger, einen Schulmeister, neun Bauern, die keine Naturaldienste leisteten, sondern Dienstgeld gaben, eine Schmiede und insgesamt sechzehn Feuerstellen. Im Zuge der Bauernbefreiung wurde durch Rezeß vom 31. Januar 1821 den damaligen Pachtbauern die landwirtschaftlich genutzten Flächen und Höfe gegen eine jährliche Rente überlassen. Die seit 1850 geschaffenen Rentenbanken haben im Laufe des 19. Jahrhunderts die völlige Ablösung der Reallasten und die Auflösung des Verhältnisses zwischen der Stadt und den ehemaligen Kämmereigütern vermittelt. So wurde aus dem städtischen Eigentumsdorf ein Bauerndorf. Im Jahre 1939 hatte es 60 landwirtschaftliche Betriebe, die sich wie folgt zusammensetzten:
22 mit 0,5 bis unter 5 ha
17 mit 5 bis unter 10 ha
10 mit 10 bis unter 20 ha
11 mit 20 bis unter 100 ha
Ernst Albrecht | 26 ha | Friedrich Hildebrandt | 20 ha |
Ferdinand Albrecht | 32 ha | Richard Hildebrandt | 27 ha |
Reinhold Albrecht | 27 ha | Fritz Küttner | 33 ha |
Wilhelm Albrecht | 26 ha | Franz Papenfuß | 28 ha |
Heinrich Bodtke | 25 ha | Reinhold Papenfuß | 20 ha |
Edmund Hildebrandt | 32 ha |
Sie besaßen jeder bis zu vier Pferde, bis zu neun Stück Rindvieh, etwa 30 Schweine und einige Schafe. Der durchschnittliche Grundsteuerreinertrag auf ein Hektar lag mit 8,86 RM erheblich über dem Kreisdurchschnitt (5,95 RM).
Ortsplan in Ergänzung außerhalb Pagel |
1616 Reinhold Albrecht | 1717 Richard Hildebrandt |
1698 Friedrich Hildebrandt | 1717 Ferdinand Albrecht |
Wilhelm Granzow: Kirche zu Arnshagen |
Die Kirche in Arnshagen ist, mitten im Dorf gelegen, ein Fachwerkgebäude mit massivem mittelalterlichen Turm. Das Fundament des Turmes besteht aus Feldsteinen, das Mauerwerk aus Ziegeln mit Feldsteinen untermischt. Das Dach bildet ein spitzer schindelgedeckter Helm. Etwa um 1400 dürften Turm und Mittelschiff entstanden sein. Die beiden Seitenschiffe (das nördliche von 1847 und das südliche 1863 erbaut) sind nicht einmal hundert Jahre alt. Der Altar hat einen Barockaufbau in üblicher Anordnung mit dem Abendmahl im Unterbau, der Kreuzigung im Mittelteil und der Auferstehung im oberen Aufbau. Er stammte aus dem 17. Jahrhundert. Neben dem Altar befand sich ein Gestühl, das laut Jahresangabe 1625 gefertigt worden ist. Zur übrigen Innenausstattung gehörten ein Taufbecken aus Messing mit der Darstellung der Verkündigung Mariä, die beiden Holzschnitzwerke Christus am Kreuz und Maria mit dem Jesuskind sowie die Abendmahlsgeräte, 1 vorguldet kellik und 1 vorguldet patene, die schon 1546 erwähnt werden. Sie blieben der Gemeinde bis 1945 erhalten. Eine der beiden Glocken war mittelalterlich, die andere stammte aus dem 17. oder 18. Jahrhundert. Neben der Kirche lag das Pfarrhaus, ein Fachwerkbau aus dem Jahre 1825.
Kirche zu Armhagen - lnnnenraum mir Empore |
Karl Theodor Leiber | 1839-1893 |
Ernst Gustav Brunk | 1895-1931 |
Dreyer | 1932-1934 |
Herbert Lieberg | 1934-1940 |
Helmut Kiausch | 1940-1945 |
Weitere Informationen zur Schulgeschichte, zur Kirche und zum Ort Arnshagen finden sie hier. |
In den letzten Tagen bevor die Russen kamen, zogen endlose Flüchtlingstrecks aus Ost- und Westpreußen und den benachbarten südlichen Kreisen durch Arnshagen. Am Abend des 7. März 1945 war der Ort so voll. "daß jeder Winkel belegt war und viele Pferde draußen bleiben mußten". Am folgenden Morgen um 7 Uhr brachen die Bewohner selbst zur Flucht auf. Der Dorftreck zog über Bedlin, Klein Machmin ostwärts, wurde dann aber vor Wobesde von den Russen überrollt. Einige Bewohner, die erst gegen Mittag aufgebrochen waren, kamen nur bis Bedlin. Nachdem der letzte Treck die Stolpebrücke passiert hatte, sprengte ein in Arnshagen liegendes Sprengkommando sie in die Luft. Dabei gingen sämtliche Fensterscheiben der Molkerei zu Bruch. Unzählige Flüchtlinge blieben im Ort zurück. Am Vormittag des 8. März wurde Arnshagen von den Russen besetzt. Die geflohenen Bewohner kehrten nun in ihr Heimatdorf zurück. Größere Einquartierung gab es am 18. oder 20. März, und zwar durch Kavallerie mit einem Oberleutnant als Kommandeur. Wie überall fielen die Russen rudelweise über Frauen und Mädchen her. Da Arnshagen innerhalb des russischen Sperrbezirks an der Ostsee lag, mußten die Bewohner ihr Dorf für etwa drei Wochen verlassen. Sie fanden größtenteils in Kublitz Aufnahme. Für den zur Wehrmacht eingezogenen Pastor Kiausch hat 1945 der aus Ostpreußen stammende Pfarrer Daudert die Gemeinde betreut. Anfang August erschienen in Arnshagen die ersten Polen und besetzten gewaltsam die Höfe. Die hier seit undenklichen Zeiten ansässigen Dorfbewohner wurden vertrieben, u. a. mit Transporten, die von Stolp am 10. Dezember 1945 und 5. Juni 1946 abgingen. Bis 1947 wurden die übrigen Bewohner vertrieben. Die Heimatortskartei Pommern hat später 150 von ihnen in der Bundesrepublik Deutschland ermittelt und 106 in der DDR. Aus Arnshagen wurde Charnowo.
Kriegs- und Vertreibungsverluste: 19 Gefallene, 13 Ziviltote und 20Vermißte ("ungeklärte Fälle").(Quelle: "Der Landkreis Stolp in Pommern" Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit von Karl-Heinz Pagel)
(Quelle: BBF / DIPF / Archiv, Sammlungen der Gutachterstelle des BIL. Lehrerkartei und Personalbögen.)