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Pommern Wappen

Beckel



In der Ebene nordöstlich von Stolp war Beckel am südlichen Rande eines Talzuges, der von der Brodde durchflossen wird, ein altes Bauerndorf, auf allen Seiten von Äckern umgeben. Die von Stolp kommende Glowitzer Chaussee führte durch das Gemeindegebiet hindurch nach Glowitz.

Einige Angaben über die Gemeinde Beckel aus der Zeit vor 1945 in Kurzform:

Zugehörige Ortsteile: (5) An der Chaussee - Beckeler Mühle - Fichtkaten - Ludwigsheim - Luschken

Gemeindefläche in ha 627
Wohnbevölkerung am 17.Mai 1939 319
Zahl der Haushaltungen 83
Zahl der Wohnhäuser 1925 65
Amtsbezirk Lübzow
Standesamtsbezirk Lübzow
Gendarmeriebezirk Lübzow
Amtsgerichtsbezirk Stolp
Gemeindevorsteher 1931 Paeth
Bürgermeister 1937 Bauer Max Ruflett
Nächste Bahnstation Lankwitz
Entfernung 3,5 km
Bahnlinie Stolp - Schmolsin (Kreisbahn)
Poststelle Beckel
Letzte postalische Anschrift Beckel über Stolp (Pom.)

Der historischen Dorfform nach ist Beckel ein großes Angerdorf. Es war eines der ältesten urkundlich bekannten Dörfer des Landkreises. Mestwin II. überließ das Dorf 1281 dem Kloster Belbuk zur Ausstattung des Prämonstratenser-Nonnenklosters in Stolp. Es wurde damals Viclino genannt und in einer Abschrift Vidmo, 1331 Bekene und 1493 schon Beckel. Es war später ein Bandemersches Lehn, das als Bauerndorf zu dem Gut Kuckow gehörte. Die Hufen-Klassifikation von 1717 enthält die Eintragung:

Besitzer: Seel. Claus von Bandemers Wittbe und Christian von Bandemer. Bauern à ½ Lh.: 1. Christian Gabbey, 2. Schwantes Buckdorn, 3. Jürgen Sündag, 4. Siemon Gabbey, 5. Christian Frahmk, 6. Barts Wulff, 7. Christian Wulff, 8. Barts Gabbey. Cossäthen: 1. Reddemer, 2. Jacob Gabbey.

Beckel hatte um 1784 nach Brüggemann acht Bauern, einen Kossäten, einen Schulmeister, eine innerhalb der Gemarkung gelegene Wassermühle und insgesamt achtzehn Feuerstellen. 1804 wird Karl Friedrich Bogislav von Bandemer als Besitzer genannt. Zuletzt war Beckel ein Bauerndorf mit klein- bis mittelbäuerlicher Besitzstruktur. Im Jahre 1939 hatte es 53 landwirtschaftliche Betriebe, die sich wie folgt zusammensetzten:

15 mit 0,5 bis unter 5 ha
14 mit 5 bis unter 10 ha
15 mit 10 bis unter 20 ha
9 mit 20 bis unter 100 ha


Im letzten Güteradreßbuch werden als Bauernhofbesitzer genannt:

Willi Birr 26 ha Gustav Höppner 34 ha
Paul Framke 20 ha Gustav Nehring 30 ha
Ernst Gabbey 47 ha Karl Neitzke 40 ha
Willy Gabbey 20 ha Paul Gabbey in Luschken 20 ha

Die Bauern besaßen bis zu fünf Pferde, bis zu 13 Stück Rindvieh, die meisten einige Schafe und bis zu 30 Schweine. Der durchschnittliche Grundsteuerreinertrag auf ein Hektar lag mit 4,53 RM unter dem Kreisdurchschnitt (5,95 DM). Nach einem Verzeichnis aus dem Jahre 1931 gab es in Beckel zwei Gastwirtschaften, die von Paul Duske und der Witwe Ruske betrieben wurden.

Die Dorfbevölkerung war evangelisch. Im Jahre 1925 hatte Beckel zwei Bewohner katholischer Konfession (0,6 v.H.). Es gehörte zum Kirchspiel Freist und damit zum Kirchenkreis Stolp-Altstadt. In der im Jahre 1932 einstufigen Volksschule unterrichtete ein Lehrer 68 Schulkinder. Es war Lehrer Groth.

Als die Russen kamen, erhielt Beckel keinen Räumungsbefehl mehr. Es blieben daher mit Ausnahme des Angestellten Rotkegel, der sich am Abend zuvor mit seiner Familie auf die Flucht gemacht hatte, alle Dorfbewohner und unzählige Flüchtlinge aus Ost-und Westpreußen zurück. In Beckel endete auch der Treck der Dorfbewohner von Krien. Am 8. März 1945 gegen 16 Uhr besetzten die Russen von Freist kommend das Dorf mit Panzern und Infanterie. Einige Bewohner nahmen sich vor oder nach der Besetzung das Leben. Drei Deutsche wurden von den Russen erschossen. Etwa drei Wochen nach der Besetzung ordneten die Russen die Räumung des Dorfes an. Die Bewohner suchten in Sorchow und anderen Nachbargemeinden Unterkunft, kamen aber noch vor Kriegsende zurück. Dann drangen die Polen in das Dorf ein und übernahmen die Ortsverwaltung. Abends rotteten sie sich zu Banden zusammen, um die deutschen Bauern zu verprügeln. Die polnische Miliz errichtete im Dorf eine Herrschaft des Schreckens und Grauens. Im September 1946 wurden die ersten Bewohner nach Stolp gebracht und in Viehwagen abtransportiert. So ging es weiter bis Juni 1947. Nur zwei Deutsche blieben zurück. Die Heimatortskartei hat später 153 Dorfbewohner in der Bundesrepublik Deutschland ermittelt und 98 in der DDR. Die Polen, die das Dorf als Kriegsbeute in Besitz genommen haben, nennen es Wiklino.

Kriegs- und Vertreibungsverluste: 24 Gefallene, 16 Ziviltote und 37 Vermißte ("ungeklärte Fälle").

Literatur

PII. UB Nr. 330 = PUB II Nr. 1224
PII. UB Nr. 437 = PUB III Nr. 1470
Beckel. Die Dorfgeschichte in Stichworten. In: Die Pommersche Zeitung vom 5. November 1966, S. 5
Ost-Dok. 1 Nr. 172, pag. 39-43

(Quelle: "Der Landkreis Stolp in Pommern" Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit von Karl-Heinz Pagel)

(Quelle: BBF / DIPF / Archiv, Sammlungen der Gutachterstelle des BIL. Lehrerkartei und Personalbögen.)