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Saleske



An der Grenze zum Kreis Schlawe und an der Ostsee liegt im Nordwesten des Landkreises die Gemeinde Saleske. Von dem Dorf Saleske erstreckte sich das Gemeindegebiet über das Salesker Moor bis zu den Salesker Dünen an der Ostsee. Die von Stolpmünde kommende Chaussee führte über Saleske in den Kreis Schlawe.

Einige Angeben über die Gemeinde Saleske aus der Zeit vor 1945 in Kurzform:

Zugehörige Ortsteile (3): Brink - Buchwald - Salesker Strand

Gemeindefläche in ha 1751
Wohnbevölkerung am 17.Mai 1939 967
Zahl der Haushaltungen 254
Zahl der Wohnhäuser 1925 134
Amtsbezirk Saleske
Standesamtsbezirk Dünnow
Gendarmeriebezirk Stolpmünde
Amtsgerichtsbezirk Stolp
Gemeindevorsteher 1931 Faust
Bürgermeister 1937 Landwirt Reinhold Pröhl
Bahnstation Gallenzin-Saleske (Reichsbahn)
Entfernung - (ab Stolpmünde 9,5 km)
Bahnlinie Schlawe-Stolpmünde
Poststelle I Saleske
Letzte postalische Anschrift Saleske über Stolp (Pom.)

Der historischen Dorfform nach ist Saleske ein kleines Gassendorf. Im Jahre 1344 hatte von Typhanow hier Besitz und 1461 die Belows. Der Ort wird 1480 in den Klageartikeln des Herzogs Bogislaw X. gegen seine Mutter erwähnt. 1523 saßen Henning Below und die Witwen von Gerdt und Otto Below auf Saleske, damals Szileske, Sileske, auch Selleszka und Seleszke genannt. Die Hufen-Klassifikation von 1717 enthält die Eintragung:
Besitzer: Frantz Jacob und Christoph Otto Gebrüder von Belowen. Bauern à ¾ Lh: 1. Jochim Trebtow, 2. Steffen Lemm, 3. Hanß Moldenhauer, 4. Peter Pröhl, 5. Joachim Lemm, 6. Jochim Borcke, 7. Jacob Pröhl, 8. Michel Pröhl, 9, Steffen Borcke sen., 10. Steffen Borcke jun., 11. Drewes Borcke. Cossäthen: 1. Jacob Lück, 2. Peter Pröhl, 3. Jacob Höckendorff, 4. Martin Höckendorf, 5. Hanß Trebtow, 6. Jochim Trebtow, 7. Jacob Borcke, 8. Ziemen Pröhl.

Nach Brüggemann hatte Saleske um 1784 zwei Rittersitze oder Vorwerke, eine Windmühle, zwölf Bauern, acht Kossäten, eine Schmiede, einen Schulmeister und einschließlich Salesker Strand mit seinen acht Fischerkaten 73 Feuerstellen. Durch Gesetz vom 5. Juli 1876 wurde Saleske, das zum Kreis Schlawe gehörte, dem Landkreis Stolp angegliedert. Von 1461 bis 1945 hat Saleske sich 484 Jahre im Besitz der Belows befunden. Andreas Nikolaus Georg von Below (aus dem Ast Saleske Neu) nahm 1878 seinen Abschied als Major, um sich der Bewirtschaftung von Saleske zu widmen. Schon seit 1865 war er hier als Landwirt tätig. Als Vertreter des Wahlkreises Bütow-Rummelsburg-Schlawe hat er von 1871 bis 1874 dem Reichstag angehört. Von 1878 bis 1881 war er im Reichstag Vertreter des Kreises Stolp-Lauenburg. Im April 1895 wurde er als Nachfolger seines Onkels Alexander ins Preußische Herrenhaus berufen, und zwischenzeitlich war er auch Abgeordneter des Kreises Lauenburg-Bütow-Stolp im Preußischen Abgeordnetenhaus. Nikolaus von Below gehörte der Konservativen Partei an. "Vor allem lag ihm die Vertretung der landwirtschaftlichen Interessen der östlichen Provinzen Preußens am Herzen" (O. Pusch). Sein Sohn Walter (geb. 1863) übernahm mit 25 Jahren die Bewirtschaftung der Güter als vom Vater abhängiger Inspektor. Später nahm er Saleske in Pacht. Nach dem Tode des Vaters im Jahre 1919 wurde Walter Besitzer des Fideikommisses Saleske. "Mit außerordentlicher Kraftentfaltung ging er ans Werk. Schließlich traten jetzt auch andere Aufgaben, andere Pläne an ihn heran. Schon seinem Vater hatte vorgeschwebt, mehrere tausend Morgen Morr und unbrauchbares Wiesenland nutzbar zu machen, an dem aber nicht nur Saleske, sondern auch die angrenzenden Ländereien beteiligt waren. Das konnte nur auf genossenschaftlicher Basis geschehen. Nach langen mühsamen Verhandlungen war eine Muddelsee-Genossenschaft ins Leben gerufen worden, durch die ein Schöpfwerk mit zwei elektrischen Pumpen gebaut wurde, das der jährlichen Überschwemmung Einhalt bieten sollte. Durch Unterpolder

mit Windmotoren wurde das Pumpwerk entlastet, Wiesen eingedeicht und drainiert. So wurden 1000 Morgen Land zu ertragreichem Grünland und zum Hanfanbau geschaffen" (O. Pusch). Walter war Vorsitzender des Vorstandes der Molkereigenossenschaft Stolp. Bekannt wurde die Molkerei durch die Spezial-Käsesorte "Stolper Jungchen", mit der auf der Pariser Weltausstellung, also im Käseland Frankreich, eine Goldmedaille erworben wurde. Am 4. März 1944 ist Walter von Below im Alter von fast 81 Jahren gestorben. Es war ihm vergönnt, Flucht und Vertreibung nicht erleben zu müssen. Das Rittergut Saleske hatte zuletzt eine Betriebsfläche von 1133 ha. Diese setzte sich zusammen aus 382 ha Ackerland, 127 ha Wiesen, 65 ha Weiden, 250 ha Wald, 266 ha Unland, Hofraum und Wege und 43 ha Wasserfläche. Zum Gut gehörten 54 Pferde, 225 Stück Rindvieh, 13 Schafe und 265 Schweine. Außer dem Gut gab es in Saleske 122 landwirtschaftliche Betriebe:

78 mit 0,5 bis unter 5 ha
31 mit 5 bis unter 10 ha
12 mit 10 bis unter 20 ha
1 mit 20 bis unter 100 ha

Der durchschnittliche Grundsteuereinertrag auf ein Hektar lag mit 11,67 RM doppelt so hoch wie im Kreisdurchschnitt (5,95 RM).

Am 10. Mai 1934 fand in Starkow eine große Bauernehrung statt. Die Vertreter von 131 pommerschen Bauernfamilien, die seit über 200 Jahren auf ihren Höfen gesessen hatten, empfingen hier handgeschnitzte eichene Ehrentafeln. Aus Saleske gehörte dazu Hermann Lüllwitz, dessen Familie urkundlich seit 1664 nachweisbar war.

Salesker Strand hat seine schöne Lage mitten im Walde nahe der Ostseeküste. Eine Sehenswürdigkeit ist die Wanderdüne, die in west-östIicher Richtung streicht und an der Stirnfront etwa 8 bis 10 Meter hoch ist. In dem aus 22 Familien bestehenden Ort gab es bis zum Ersten Weltkrieg fast nur die Namen Stöckmann, Meyer und Moldenhauer. Seit über 300 Jahren waren die Fischerkaten im Besitz derselben Familien. Erst später kamen neue hinzu. "Die Häuser sind alt, baufällig; viele noch mit vierseitiger Bedachung. Die Giebelenden haben ein schräges Strohdach. Die Häuser stehen breit und schwerfällig da und geben dem Ort sein besonderes Gepräge." Das Innere wies meistens nur ein einziges Zimmer auf, das auch zugleich Küche war. Nach mündlicher Überlieferung sollen die Salesker Strandbewohner ihre Häuser ursprünglich unmittelbar hinter der ersten Dünenkette erbaut haben und durch eine Sturmflut und ein zweites Mal durch die eindringende Wanderdüne vertrieben worden sein. Die Bewohner von Salesker Strand lebten überwiegend vom Fischfang. Die Chronik weiß von ergiebigen Fischfängen aus alten Tagen zu berichten. Doch oft war ihre harte Arbeit erfolglos. Heftige Stürme hinderten sie oft wochenlang an der Ausübung der Fischerei. Oft konnte nicht einmal der Materialaufwand durch die spärlichen Fänge eingebracht werden.

Handel und Handwerk waren für ländliche Verhältnisse gut entwickelt. Es sind zu nennen: die ländliche Spar- und Darlehnskasse, die Bäcker W. Schramm und H. Wolff, das Baugeschäft Franz Bretall, der Drechsler Wilhelm Golchert, die Drogenhandlung August Wolke, die Fahrrad- und Motorradhandlung Albert Höckendorff, der Fleischer E. Rademacher, der Gasthof Wolff, der Gasthof mit Kolonialwarenhandlung Hans Lange, die Gemischtwarenhandlungen Friedrich Wolff und August Wolke, die Mühlen K. Boduan und Hermann, die Schmieden Minder und Pröhl, die Schneider Höckendorff und Taube, die Schuhmacher Höckendorf II, Pröhl, Treptow und M. Völkner, die Stellmacher Paschke und F. Tonn, die Strumpf- und Wollwarenhandlung Fischer, die Tischler E. Meyer und Treptow sowie die Viehhandlungen Gottfried Rudolph, Walter Rudolph, G. Schwichtenberg und Bruno Tietz.

Die erste Kirche in Saleske ist bald nach 1590 erbaut worden. Die auf uns gekommene Kirche mit Turm stammt aus dem 17. oder 18. Jahrhundert. "Wenn dieselbe mittelalterliche Teile enthält, so sind diese vollständig verwischt" (L. Böttger). An dem Turm war die Jahreszahl 1754 angebracht. Im Inneren befand sich ein dreiteiliger Flügelaltar. Er zeigt auf der rechten Seite die Figur des Petrus, links Maria mit Flügeln und Krone auf dem Halbmonde stehend, während die Mitte von den Personen der Dreieinigkeit, Gott Vater, Gott Sohn und darüber bzw. dazwischen von dem Heiligen Geist als Taube, eingenommen wird. Der Altar stammte aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, während die Kanzel in das 17. Jahrhundert gehörte. In der Kirche hing eine Wappentafel der Familie von Below mit dem Hauptwappen in der Mitte und sechzehn kleineren Wappen ringsherum. Zur sonstigen Ausstattung gehörten eine Taufschüssel aus Messing, die mit schwungvollen Pflanzenornamenten verziert war, und eine Messingkrone mit sechs Armen. Von den Glocken war die eine 1697 von Ernst Kridewitt in Kolberg und die andere von Johann Meyer ebenfalls in Kolberg gegossen.

Im Jahre 1590 wurde Saleske Filial zu Dünnow und blieb es bis zuletzt. Es gehörte damit zum Kirchenkreis Stolp-Stadt. Saleske war evangelisch. Im Jahr 1925 lebten hier zwei Juden (0,2 v. H.).

Über die Anfänge des Schulwesens in Saleske lagen schon vor dem Kriege keine Urkunden und Akten vor. Im Sommer 1846 entstand in Salesker Strand ein zweites Schulhaus. Auch 1932 gab es in Saleske zwei Volksschulen: eine vierstufige mit vier Klassen, drei Lehrern (darunter eine Lehrerin) und 162 Schulkindern und eine einstufige mit einem Lehrer und zwanzig Schulkindern im Ortsteil Salesker Strand. Der erste Schulhalter dieser Schule war wahrscheinlich Georg Stöckmann (bis 1785). Er bewohnte das erste Haus "auf dem Brink" zur linken Seite des Weges, war Ostseefischer wie sämtliche Bewohner des Ortes und unterrichtete im Winter die Dorfjugend. Die letzten Lehrer waren 1931 Carl, Wangerow und die Lehrerin Schulz. In Salesker Strand unterrichtete Lehrer Krampitz. Außerdem werden genannt: Hermann Finn, Wilhelm Heymann und Paul Sill.

In den letzten Tagen vor der russischen Besetzung im März 1945 waren die Straßen rings um Saleske von Treckingfahrzeugen überfüllt. "Die Trecks, die bei Stettin nicht mehr durchkamen, kamen wieder zurück. Dazu kamen die vom Osten, so daß die Staßen auf zehn Kilometer verstopft waren. Oft hielten drei Wagen gegeneinander. Da Schneetreiben herrschte, kamen viele Pferde um. Es war ein schreckliches Durcheinander (R. Pröhl)." Saleske erhielt am 6. März 1945 durch den Bürgermeister den Befehl zur Räumung. Nur wenige folgten der Anordnung. Die Mehrzahl der Bewohner floh ins Moor und nach Salesker Strand. Die Straßen waren auf zehn bis zwanzig Kilometer mit Treckfahrzeugen verstopft, so daß es keine Möglichkeit mehr gab, den Russen zu entkommen. Am 7. März gegen 6.30 Uhr drang russische Infanterie in Stärke von etwa 200 Mann von Westen her in den Ort ein. Ein Leutnant und etwa sechs Infanteristen waren schnell überwunden. Am 10. März wurde in Saleske eine russische Verwaltung eingerichtet. Alle Autos, Motorräder, Rundfunkgeräte und Fotoapparate mußten abgeliefert werden. Das russische Kommendo ließ in den ersten vier Monaten keinen Polen ins Dorf. Doch dann, im Sommer 1945, kamen sie, besetzten die Höfe und Häuser und vertrieben alle Dorfbewohner. Die Heimatortskartei Pommern hat später 576 von ihnen in der Bundesrepublik Deutschland und 247 in der DDR ermittelt. Aus der deutschen Gemeinde Saleske wurde das ponische Zaleskie.

Kriegs- und Vertreibungsverluste: 47 Gefallene, 3 Ziviltote und 76 Vermißte ("ungeklärte FäIle").

Literatur
Livonius, A. von: Alte pommersche Bauerngeschlechter. ln: Ekkehard Mitteilungsblatt deutscher Genealogischer Abende vom 10. September 1935, 11. Jg. Nr. 4/5, S. 203-205
Livonius, A. v.: Die Fischer von Salesker Strand. In: Das Bollwerk 1938, S. 345-349
Pusch, von Below, S. 361 ff., 436-439, 440-442, Blatt XXX, LXIX/5
Scharnofske, P.: Saleskerstrand. Chronikaufzeichnungen über Land und Leute. In Ostpommersche Heimat 1932, Nr.14
P. Sch.: Aus der Geschichte von Saleskerstrand. In: Ostpommersche Heimat 1932, Nr. 17
Die Wanderdüne in Saleskerstrand. In: Heimatbuch des Landkreises Stolp, S 91-95. Teilabdruck in Stolper Heimatblatt 1960, S. 186-187
Ost-Dok. 1 Nr. 174, pag. 519-521

(Quelle: "Der Landkreis Stolp in Pommern" Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit von Karl-Heinz Pagel)

(Quelle: BBF / DIPF / Archiv, Sammlungen der Gutachterstelle des BIL. Lehrerkartei und Personalbögen.)

Die folgende Postkarte zeigt Ansichten von Saleske um 1913.
Hier sehen Sie ein privates Foto vom Ortseingang um 1950.