Ulrichsfelde
Die Landgemeinde Ulrichsfelde ist eine Siedlung aus der Zeit Friedrich des Großen. Sie liegt am westlichen Stadtrand von Stolp auf ebener Grundmoränenfläche. Die von der Kreisstadt kommende Schlawer Chaussee, die Reichsstraße 2, führte durch das Dorf hindurch nach Schlawe.
Einige Angaben über die Gemeinde Ulrichsfelde aus der Zeit vor 1945 in Kurzform:
Zugehörige Ortsteile: (2) Geffkenkaten- Siedlung
Gemeindefläche in ha |
246 |
Wohnbevölkerung am 17.Mai 1939 |
198 |
Zahl der Haushaltungen |
50 |
Zahl der Wohnhäuser 1925 |
25 |
Amtsbezirk |
Lossin |
Standesamtsbezirk |
Lossin |
Gendarmeriebezirk |
Kublitz |
Amtsgerichtsbezirk |
Stolp |
Gemeindevorsteher 1931 |
Voß |
Bürgermeister 1937 |
Bauer Albert Voß |
Nächste Bahnstation |
Veddin |
Entfernung |
2,5 km |
Bahnlinie |
Neustettin-Stolp (Reichsbahn) |
Posthilfsstelle |
Ulrichsfelde |
Letzte postalische Anschrift |
Ulrichsfelde (Pom.) Post Kublitz über Stolp (Pom.) |
Die Kriegs- und Domänenkammer legte um 1780 auf dem westlichen Teil der Gemarkung Kublitz das neue Dorf Ulrichsfelde mit einer Schäferei und acht Büdnern an. Benannt wurde das Dorf nach dem Kriegs- und Domänenrat Ulrich. Es unterstand als selbständige Gemeinde dem Amt Stolp. Nach Brüggemann hatte Ulrichsfelde um 1784 eine Schäferei mit 500 Morgen Acker und 87 Morgen Wiesen, acht Büdnerfamilien, denen sechzehn Morgen Acker und 26 Morgen Wiesen beigelegt waren, insgesamt neun Feuerstellen. Im Jahre 1939 gab es in Ulrichsfelde 31 landwirtschaftliche Betriebe, die sich wie folgt zusammensetzten:
4 mit 0,5 und unter 5 ha
4 mit 5 und unter 10 ha
20 mit 10 und unter 20 ha
3 mit 20 und unter 100 ha
Der durchschnittliche Grundsteuerreinertrag auf ein Hektar lag mit 6,74 RM über dem Kreisdurchschnitt (5,95 RM). Die Gastwirtschaft im Dorf betrieb 1931 die Witwe Gresens.
Alle Dorfbewohner waren evangelisch. Ulrichsfelde gehörte kirchlich zu Kublitz und damit zur Schloßkirche und zum Kirchenkreis Stolp-Stadt. In der im Jahre 1932 einstufigen Volksschule unterrichtete ein Lehrer 24 Schulkinder. Lehrer waren Otto Krause und Willi Schmidt.
Als im März 1945 die Russen kamen, brach die Gemeinde im Treck auf und floh in den nordöstlichen Teil des Landkreises. Das Dorf, im Vorfeld der Stadt Stolp gelegen, wurde am 7. März von der I. Abteilung des 4. SS-Artillerie-Regiments verteidigt.
|
Diese erreichte um 9.30 Uhr den Raum Zitzewitz und nahm um 12 Uhr Stellungswechsel nach Ulrichsfelde vor. Hier kam es zum Totalausfall eines Geschützes der 2. Batterie, als russische Panzer in das Dorf eindrangen. Da die Russen Anweisung hatten, sich in keinerlei Kämpfe um die Stadt Stolp einzulassen, brachen sie den weiteren Angriff ab. Der Ort ist dann wohl noch in der Nacht zum 8. März oder am folgenden Morgen von den Russen besetzt worden. An den folgenden Tagen kehrten die geflohenen Bewohner in ihr Heimatdorf zurück und erlebten hier die Schrecken der russischen Besatzungszeit. Dann kamen die Polen und besetzten die Höfe und Wohnungen. Die Dorfbewohner wurden alle vertrieben. Die Heimatortskartei Pommern hat später 88 von ihnen in der Bundesrepublik Deutschland und 54 in der DDR ermittelt. Aus dem deutschen Bauerndorf Ulrichsfelde wurden das polnische Boleslawice, wohl in Erinnerung an den polnischen König Boleslaw, mitdem das Dorf nun wirklich nichts zu tun hatte.
Kriegs- und Vertreibungsverluste: 6 Gefallene, 3 Ziviltote und 14 Vermißte ("ungeklärte Fälle").
Literatur
Laudan, Otto: Siedlungen Friedrichs des Großen im Landkreise Stolp. In: Unser Pommernland 1933 Heft 1/2, S. 25-27
Ost-Dok. 1 Nr. 174, pag.727
(Quelle: "Der Landkreis Stolp in Pommern" Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit von Karl-Heinz Pagel)
(Quelle: BBF / DIPF / Archiv, Sammlungen der Gutachterstelle des BIL. Lehrerkartei und Personalbögen.)